Urwald-Idylle am Gartroper Mühlenbach (Foto: belta.de)

Wissenswertes

Anfahrt: vom Ruhrgebiet aus die A3 Richtung Arnheim, Ausfahrt Hünxe nehmen, rechts ab und an Hünxe vorbei, nach 3 km Fahrt VOR der Kanalbrücke rechts eine kleine Straße (Elsenweg) hinein. Nach 2,4 km und einer leichten Rechtsbiegung sieht man an einem urigen Häuschen das Parkplatz-Schild, also links hinein, Parkplatz direkt voraus.














Wander-Tour (ca. 5km / gute Stunde): vom Parkplatz aus nach 600m rechts ab, nach ca. weiteren 1200m asphaltierte Straße (Mühlenbergweg) links hinein. Über den Gartroper Mühlenbach (Brücke), nach ca. 1200m links in Treckerweg hinein, soweit es geht geradeaus halten, übers ehemalige Haldengelände, dann wieder links in einen Waldweg. An der nächsten Wegkreuzung gehts rechts seitlich zurück zur erwähnten Grabstätte, links folgen wir weiter dem Weg. Nach wiederum 1000m über eine kleine Brücke wieder über den Gartroper Mühlenbach (hier findet sich rechts im Wald der Burghügel) und nocheinmal links herum. Nach einem kleinen Stück kommen wir wieder an der Straße an, die direkt rechts zum Parkplatz zurückführt. Wegführung siehe Wegeskizze rechte Seite (P=Parkplatz, G = Grabstätte, B = Burghügel).


Panorama-Aufnahme des alten Burghügels am unteren Lauf des Gartroper Mühlenbaches. Der Bach liegt links außerhalb des Bildes. Noch heute deutlich zu erkennen ein Hügel, darum ein Wassergraben, rechts außerhalb des Bildes findet sich noch ein Wall mit ausgehobener Erde. (Foto: belta.de, Linien zur Verdeutlichung hinzugefügt)

Zwischen Hünxe, Gartrop & Kirchhellen findet sich der Gartroper Wald, der sich vom Flugplatz Schwarze Heide im Süden bis zum Wesel-Datteln-Kanal im Norden erstreckt und mit großen Waldbereichen eine interessante Flora und Fauna bietet.


Unheimlich ruhig ist es hier. Kommt man auf dem Parkplatz an (Anfahrt siehe unten), so bemerkt man sofort die angenehme Stille. Keine Heerscharen von Wanderern, Nordic-Walkern, kein Ausflugsziel wie etwa die kleinen Städtchen am Rheinufer.



Ein Fuchs zieht über eine Lichtung am unteren Lauf des Gartroper Mühlenbaches (Foto: belta.de)

Ein Baummarder, der verspielt an den Wurzeln nach Nahrhaftem sucht (am Gartroper Mühlenbach, Foto: belta.de)

Das Gebiet zwischen Hünxe, Schermbeck und Kirchhellen. Der Gartroper Wald oben im Bild, darunter das Gebiet der Grafschaft (Schwarzbachtal, Rotbachtal) - (Quelle openstreetmap).

Ein kleiner Seitenbach mündet in den Gartroper Mühlenbach (Foto: belta.de)

Fast wie im Urwald

Die Wälder bestehen zum einen aus älteren Kiefernbeständen und zum anderen aus teils nachgepflanzten Buchenwäldern. Ab und an finden sich sehr große Linden in Formationen, deren Symmetrie verrät, dass vor längerer Zeit Menschen sie angepflanzt haben müssen.

Laut einer Infotafel (*Bezirksregierung Münster, RVR, (m)etropoleruhr) wird der Gartroper Wald als Privatforst des Freiherrn von Nagell seit den 1980er Jahren naturnah bewirtschaftet.


Als im Jahre 1805 der Freiherr von Nagell die Erbin von Schloß Gartrop heiratete, gab es hier noch große Heideflächen. Sie entstanden durch Übernutzung der Eichenurwälder und wurden mit schnellwachsenden Waldkiefer aufgeforstet. Reine Kiefernbestände erwiesen sich als ökologisch wie auch ökonomisch nachteilig, die saure Nadelstreu schränkt die Artenvielfalt ein, durch die Monokultur gab es Schädlinge und Sturmschäden.

Heute wird wieder vermehrt darauf geachtet, Laubwald einzubringen, bspw. wird an feuchteren Orten die heimische Stieleiche angepflanzt und der Schwarzspecht fühlt sich hier wieder wohl.   


An vielen Stellen erinnert der Wald an einen Urwald, mit seinen dicken alten von Schlingpflanzen bewachsenen Baumstämmen mit klobigen Wurzeln, dazu Bäche, die dahinplätschern und große Farne, die am Rand des Baches stehen. Leider gibt es im Sommer auch viele lästige Mücken, wodurch man sich jedoch noch mehr an einen Aufenthalt in tropischen Gefilden erinnert fühlt.

„Geschichtliche Spuren“


Nur durch Zufall sah ich in einer etwas älteren Karte Symbole, die zum einen auf einen Burghügel und zum anderen auf eine Wallburg hinwiesen. Was? Hier? Ich war doch schon öfter hier und habe nichts gesehen? Als ich dem kleinen Pfad in den Wald folgte, konnte man es plötzlich gut erkennen: ein aufgeschütteter Hügel, um den Hügel herum die Erde ausgehoben und mit dem Wassser des nahen Mühlenbachs geflutet. Schützte man sich so im Mittelalter gegen Feinde?

Alte Grabstätten

An der Stelle, an der in der Karte die Wallburg eingezeichnet war, fand ich zwar keinerlei Burghügel oder Wallburg, jedoch stattdessen etwas ebenso Interessantes: eine alte Grabstätte. An der Stelle wurden laut Steininschrift beerdigt:


Gräfin Gertrud von Quadt Hüchtenbruck (geb. Freiin von Nagell Ampsen) * 3-5-1735 + 10-4-1821

Aebtissin Reichsfreiin Dorothea von Quad Wickrath GEN Hüchtenbruck * 24-2-1738 + 29-8-1823


Ein von der Sparkasse Dinslaken-Voerde-Hünxe gestifteter Stein erinnert an die damalige zweiteilige Wallburg. Text der Gravur:


Zweiteilige Wallburg aus dem Hochmittelalter 9. / 10. JH

Skizze M 1:500

Herrschaftlicher Begräbnisplatz der Familie von Quadt Hüchtenbruck

auf Schloss Gartrop 1821 - 1823

Grabstätte von Gräfin Gertrud von Quadt Hüchtenbruck (Foto: belta.de)

Rotwild mit Nachwuchs (Gartroper Mühlenbach, Foto: belta.de)

Ein Rehbock auf der Suche nach frischem Grün (Gartroper Wald, Foto: belta.de)

Achtung Großwild


Hier im Gartroper Wald hat man selbst als Laie eine große Chance, interessante Tiere vor die Kameralinse zu bekommen. Es empfiehlt sich unbedingt die Mitnahme eines Fernglases und für Fotografen eines Tele-Objektivs.

Wenn man nur leise genug ist, wird man mit großer Wahrscheinlichkeit Rehe und auch Rotwild erspähen, welches am liebsten auf einer am Wald grenzenden Wiese äst. Besonders interessant: ein schwarzes (!) Reh ist auf den Weiden vor dem Wald zu sehen (Stand Sommer 2012).


In den Abendstunden zieht der Fuchs seine Runde, um die eine oder andere Beute zu erwischen. Weiterhin kann man, wenn man Glück hat, von weitem die Schreie der Kolkraben hören. Kolkraben lieben große Waldgebiete und so ist auch hier ein Kolkrabenpärchen heimisch. Auch der Schwarzspecht lebt hier und wurde schon von mir gesichtet.

Wunderschön und gleichzeitig sehr giftig: Fingerhut im Gartroper Wald, Foto: belta.de)

Grabstätte im Gartroper Wald (Foto: belta.de). Hinten der Grabstein (Details weiter unten), vorn ein gestifteter Gedenkstein. Im Gras zu erkennen: ein aus Ziegelsteinen gemauertes rechteckiges Fundament (ca. 6 x 6m). Eine leichte Anhöhe läßt vermuten, dass für den Begräbnisplatz Erde zu einem Hügel aufgeschüttet wurde, um die Gräber vor dem hier sumpfig-wässrigen Waldboden zu schützen.

Gestifteter Gedenkstein mit Erläuterungen zu der ehemaligen zweiteiligen Wallburg (Foto: belta.de)